Ein Komet, der auf die Erde zu rast, und Millionen Menschen glauben nicht an die bevorstehende Bedrohung – „Don’t Look Up“ ist eine bitterböse Gesellschaftssatire
Beeindruckendes Staraufgebot mit sichtlich Spaß an der Sache

© Netflix
Schon der Trailer zu „Don’t Look Up“ lockte durch das hohes Tempo und sein beeindruckendes Staraufgebot: Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence in den Hauptrollen, daneben gesellen sich Sternchen wie Rob Morgan, Jonah Hill, Timothée Chalamet und Ariana Grande. Die Frage, ob hinter diesem „Namedropping“ auch ein filmisch interessantes Werk steckt, möchte ich gleich zu Beginn beantworten: Dieser Film kann richtig was!
Das liegt unter anderem an der sichtbaren Freude, mit der die Schauspieler*innen diesen Streifen vertreten. Jede dieser Darbietungen ist „overacted“, wirkt mehr schablonenhaft – und genau diese Eigenschaften bieten großes Potenzial für vergnüglichen selbstironischen Humor.
Ein Fiasko der bitterbösen Satire
Der Film beginnt etwas unsicher; fast so, als könne er sich in der ersten halben Stunde nicht ganz entscheiden, welchen Pfad er einschlägt. Dafür ist die restliche Laufzeit (der insgesamt beachtlichen 145 Minuten) umso treffsicherer: „Don’t Look Up“ avanciert zu einem sich wild selbst überschlagenden Fiasko aus bitterböser Satire, die herrlich drüber ist.
Allegorie der klimaaktivischen Bewegung
Eine Gesellschaft, die trotz wissenschaftlicher Belege nicht handeln möchte und reale Bedrohungen verleugnet: der Plot ist eine offensichtliche Allegorie der vergeblichen Bemühungen der Klimaaktivist*innen, die auf die Auswirkungen des Klimawandels hinweisen. Auch in „Don’t Look Up“ schenkt niemand den Astrophysiker*innen Glauben, obwohl die Beweise auf dem Tisch liegen – das ändert sich erst, als sie den Kometen mit eigenem Auge sehen. Wie viel muss geschehen, bis ein globaler Handlungsimpuls eintritt?
Selbst die Präsidentin der Vereinigten Staaten (fantastisch verkörpert von Meryl Streep) versucht, das Thema klein zu halten oder gar mit alternativen Fakten zu unterfüttern: ein klarer Seitenhieb gegen Donald Trump und dessen verbreitete Fake News. Und natürlich treten auch engagierte Lobbyarbeiter*innen auf, die versuchen, aus dieser Katastrophe Profit zu schlagen.

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Betonung des Handlungsdrangs
Gelungen thematisiert der Film die vorschnell verurteilende Blase auf sozialen Netzwerken, die wie ein wütender Mob gegen die faktisch belegte Gefahr wettert – oder, im umgekehrten Sinne, politische Diskussionen zu Seifenoperetten umdichtet und Wissenschaftler*innen kurzerhand ironisch Kultstatus verleiht. Der Titel „Don’t Look Up“ verspottet dabei jegliche Gegner*innen derzeitiger gesellschaftlicher Bedrohungen: sei es der Klimawandel oder auch die Corona-Maßnahmen.
Und neben all diesem überbrodelnden Humor kommt die Moral von der Geschicht’ ohne großen moralischen Zeigefinger: Es ist wichtig, dass wir handeln! Der auf die Erde zu rasende Komet ist dabei ein starkes Gleichnis für die bevorstehende Bedrohung durch den Klimawandel.

Fazit
„Don’t Look Up“ ist ein böser und herrlich amüsanter Film: Er behält trotz 145 Minuten Lauflänge seine erfrischende Kurzweile und Unvorhersehbarkeit bei, indem er immer wieder noch eine Schippe drauflegt.
